Konzept 2001
Rahmenkonzept
für die zentrale und dezentrale Jugendarbeit
in Kirchhain
Stand: 30.03.2001
Gliederung:
1) Vorbemerkung
2) Zur Situation von Jugendlichen
3) Anforderungsprofil an kommunale Jugendarbeit
4) Strukturen kommunaler Jugendarbeit
5) Jugendkulturzentrum - ein zentrales Angebot
6) Jugendtreffs/klubs - ein dezentrales Angebot
7) Fazit/Zusammenfassung
Die bisher letzten Planungsschritte:
seit 1979 verschiedene Standortvorschläge werden aufgestellt und wieder verworfen; ein Konzept und Raumprogramm werden entwickelt
06.11.1989 Beschluß der Stadtverordnetenversammlung: "...Umgestaltung des EAM-Gebäudes in ein Jugendzentrum.... zu berücksichtigen sind dabei: (1) das Konzept und Raumprogramm des Stadtjugendrings (JUZ) und (2) die Bestandsaufnahme des EAM-Gebäudes...."
05.02.1990 Arbeitskreis Planung Jugendzentrum: Auftrag eine Vorplanung vorzunehmen auf der Grundlage des Raumprogrammes von März 1987
19.02.1990 Vorlage des Entwurfes durch Bauamtsleiter Tober
20.04.1990 Ausführliche Stellungnahme der Jugendförderung zum vorgenannten Entwurf
Mai 1991 Das Konzept und die Raumplanung (aus 1987) werden vom Stadtjugendring und der Stadtjugendpflege aktualisiert. Ein geändertes Raumprogramm für das gesamte Gebäude wird dem Stadtbauamt vorgelegt, mit der Bitte, die Umbauplanungen für das Gebäude der EAM vorzunehmen.
Seit Juni 1993 Das Konzept wird
-vorläufig- in zwei Etagen des Wohnhauses des Gebäudekomplexes
notdürftig umgesetzt. Gleichzeitig wird die Rettungswache provisorisch
in einer weiteren Wohnung untergebracht. Veranstaltungen der Jugendförderung
müssen teilweise wegen Raumknappheit ausgelagert werden (ins Bürgerhaus,
Schülerhaus, in die Nachbarstadt Stadtallendorf);
1) Vorbemerkung
Die Jugendförderung der Stadt Kirchhain und der Stadtjugendring Kirchhain e.V. sind seit über fünfundzwanzig Jahren enge und erfolgreiche zusammenarbeitende Kooperationspartner der Jugendarbeit in Kirchhain. Mit diesem Papier wird eine überarbeitete Fassung eines Rahmenkonzeptes für die zentralen und dezentralen Ange- bote der Jugendförderung vorgelegt. Das ursprüngliche Rahmenkonzept wurde bereits im April 1980 erarbeitet, im März 1987 sowie im April 1991 aktualisiert. Im JUKUZ wird bereits mit dem in 1991 aktualisierten Konzept gearbeitet. Bei dem vorliegenden Papier geht es darum, bereits "Bewährtes" fortzuschreiben.
"Jugend" entwickelt sich heute äußerst differenziert; daher sind kommunale Reaktionsmodelle, wie vor dreißig üblich, heute nicht mehr anwendbar. Das "Haus der offenen Tür" hat sich als längst überholt herausgestellt. Zentrale Angebotsstrukturen müssen auf vielschichtige Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen. Das "Tür-offen-halten" reicht nicht mehr aus. Eine zentrale Angebotsstruktur ist zu entwickeln, die sowohl offene Strukturen "freihält", zielgerichtete Angebote macht und Rückzugsmöglichkeiten für Gruppen bildet.
Im vorliegenden Papier wird zunächst auf die Situation von Jugendlichen eingegangen, um danach ein Anforderungsprofil an kommunale Jugendarbeit zu entwickeln. Anschließend sollen Strukturen kommunaler Jugendarbeit dargestellt werden. Dabei sind verschiedene Formen der kommunalen Jugendarbeit, so auch ein Jugendzentrum, anzusprechen.
Das hier vorgelegte Rahmenkonzept ist gemeinsam
von Stadtjugendring e.V. und der Jugendförderung der Stadt Kirchhain
entwickelt und beschlossen worden. Es ist in der Praxis erprobt und Bestandteil
einer umfassenden Planung, die in folgende Einzelplanungen unterteilt wird
und aufeinander aufbaut:
1) Rahmenkonzept (liegt hier vor)
2) Raumprogramm (liegt vor)
3) Betriebskonzept.
Zu 1):
Im Rahmenkonzept werden inhaltlich-pädagogische
Aspekte berücksichtigt, es wird das "wie" und "warum" der kommunalen
Jugendarbeit beleuchtet; dezentrale und zentrale Angebotsstrukturen werden
entwickelt.
Zu 2):
Mit dem Raumprogramm
werden Vorschläge unterbreitet, welche Anforderungen an Räume
zu stellen sind, um das Rahmenkonzept umsetzen zu können.
Zu 3):
Im Betriebskonzept werden Fragen
des Betriebs der Einrichtung sowie der personellen Absicherung bearbeitet.
Die Trägerschaft des JUKUZ liegt bereits seit 1993 beim Stadtjugendring
e. V. und wird in enger Kooperation mit der Jugendförderung der Stadt
Kirchhain verwirklicht.
Das hier vorgelegte Rahmenkonzept kann
allerdings nur Aussagen grundsätzlicher Art machen, eine Konkretisierung
und ständige Fortschreibung dieses Konzeptes ist in der praktischen
Arbeit notwendig. Aus diesem Grunde müssen zwangsläufig einige
konzeptionelle Aussagen als offene Probleme erscheinen.
2) Zur Situation von Jugendlichen
Im folgenden soll unter drei Aspekten die
Situation von Jugendlichen skizziert werden. Dies geschieht, um Anforderungen
an kommunale Jugendarbeit abzuleiten.
2.1. Jugend- und Persönlichkeitsentwicklung
Das "JUNG-SEIN" ist insgesamt schwieriger geworden:
Früher bedeutete die Lebensphase "Jugend":
- Eine persönliche Idendität zu finden
- Ein "Soziales Selbst" herauszubilden
- Kulturelle Fähigkeiten und Neugierden zu entfalten
- Eigene Posititionen in der Gruppe von Gleichaltrigen im Ort, in den Vereinen zu probieren und zu beziehen
- an Jugendkultur teilzuhaben.
Jugendliche müssen in einer kurzen Lebensphase wie früher ihre Persönlichkeit entwickeln, und heute zugleich aber auch weitreichende berufliche und gesellschaftliche Existenzentscheidungen treffen.
Jugendliche brauchen und suchen neue Orientierungen.
Die Bedeutung der Familienbindung hat für Jugendliche heute nachgelassen und sozial und kulturell an Bedeutung verloren. Statt dessen ist sie wichtiger geworden als eine ökonomische Rückversicherung, obwohl sie zur Lebensorientierung zunehmend unwichtiger wird.
Eine soziale Verwurzelung wird für
immer mehr Jugendliche fraglich. Viele empfinden sich sozusagen in einem
"besetzten Land", in dem sie nichts mehr zu sagen haben, geschweige denn
etwas gestalten können. Dies mag unter anderem ein Grund dafür
sein, daß Jugendliche sich von gängiger Politik und ihren Strukturen
abwenden. Oder sie beziehen "Kontrapositionen" (z. B. Rechtsextremismus,
Gewalttätigkeit).
2.2. Jugend- und Lebensalltag
Es gibt neue und andere Gruppen von Jugendlichen, so z.B. zwölf- bis vierzehnjährige. Diese sind noch "Kinder", aber auch schon "Jugendliche". Diese Gruppe nimmt an kulturellen Entwicklungen in der Jugend schon teil, wird auch vom Freizeitmarkt ausführlich bedient, existiert jedoch gesellschaftlich noch in einer "Lücke".
Ebenso eine neue Sozialgruppe der Jugend
stellen die sogenannten "jungen Erwachsenen" im Alter von achtzehn bis
fünfundzwanzig Jahren dar. Diese sind nur noch zu ca. fünfzig
Prozent erwerbstätig, befinden sich noch oder wieder in Ausbildung
und sind überdurchschnittlich arbeitslos. Sie geraten schnell in den
Sog der "neuen Armut". Sie sind, durch Ausbildung etc. ökonomisch
stark abhängig (z.B. vom Elternhaus) jedoch in einem hohen Maße
sozial und kulturell selbständig.
2.3. Jugend- und Freizeit
"Freizeit" hat in den letzten zwanzig Jahren ein qualitativ neues Gesicht erfahren. Sie ist nicht mehr bloßer Frei-Raum, sondern inzwischen einer der größten und umsatzstärksten Märkte geworden. Viele Jugendliche suchen in ihrer Freizeit nach "Gegenerfahrungen" zu einem völlig verregelten Alltag. Sie wollen sich als eigenständige Persönlichkeit erfahren und auch entwickeln. Gruppenbezogen entwickeln sie soziale und kulturelle Erfahrungen über ihren Standort innerhalb der Gesellschaft. Jugendliche wollen in der Freizeit Abstand gewinnen und sich erholen, unbeeinflußt von Institutionen, mit Gleichaltrigen zusammensein und sich sich dort als "Jugend" erfahren und auch darstellen. Das Herstellen und die Erprobung von Beziehungen sowie Neues und Aufregendes zu erleben, ist zentraler Bestandteil ihres Freizeitwollens.
Das Freizeitverhalten von Jugendlichen
hat sich tiefgreifend verändert. Man könnte sagen, die ideelen
Werte von Freizeit weichen zunehmend einer Gebrauchswertorientierung. Jugendliche
sind gegenwarts- und augenblicksbezogen, verlangen nach direkter
Befriedigung ihrer Bedürfnisse und erwarten auch einen ganz konkreten
Nutzen für ihre eigene Entwicklung. Sie haben sehr hohe Ansprüche
an die Qualität des Angebots von Konsum und Aktionsmöglichkeit.
Andererseits vermeiden sie aber auch immer mehr längerfristiges Engagement,
sie lassen sich immer weniger für ihnen fernliegende Aufgaben und
Ziele gewinnen. Für die Jugendlichen bedeutet das Engagement (z. B.
in einem Verein) und die damit verbundene Ortseinbindung und das Sozialprestige
immer weniger. Dies hat erhebliche Folgen für die soziale Struktur
in ländlichen Regionen.
3) Anforderungsprofil
kommunaler Jugendarbeit
Die oben skizzierten Veränderungen bewirken neue Anforderungen an Jugendarbeit. Sie nimmt keine zentrale Position mehr im Alltag von Jugendlichen ein. Die Angebote werden von den Jugendlichen eher aktuell und gebrauchwertbezogen genutzt.
Hieraus ergibt sich folgendes Anforderungsprofil
für kommunale Jugendarbeit:
1. Kommunale Jugendarbeit muß
Freiräume imAlltag schaffen
2. Kommunale Jugendarbeit muß Hilfen zur Lebensbewältigung geben 3. Kommunale Jugendarbeit muß ein kulturelles Anregungsmilieu bieten |
3.1. Freiräume im Alltag schaffen
Die kommunale Jugendarbeit muß Freiräume sowohl im wörtlichen wie übertragenen Sinne bereitstellen. Es reicht nicht, lediglich vier Wände und eine Decke sowie Fußboden und Inventar zur Verfügung zu stellen, sondern die Räume sind im Rahmen kommunaler Jugendarbeit pädagogisch zu strukturieren und "freizuhalten". Dabei sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:
1. Jugendtreffs/-klubs müssen die Möglichkeit bieten, Gruppen von Jugendlichen eine Rückzugsmöglichkeit vom "öffentlichen" Alltag zu geben
2. Jugendtreffs/-klubs dienen dazu, daß Jugendliche sich mit Gleichaltrigen austauschen können
3. In den Jugendklubs/-treffs können Jugendliche soziales Verhalten erlernen und gemeinsame Probleme lösen
4. In dem so geschaffenen "Freiraum" können sich Jugendliche erst als "Jugend" verstehen und auch darstellen
5. In Jugendtreffs/klubs haben Jugendliche
die Möglichkeit, Fähigkeiten zur Selbstorganisation zu entfalten
und sich in Konfliktfällen "auszuprobieren".
Sind Jugendtreffs/-klubs einmal installiert, so ist es nicht Aufgabe der kommunalen Jugendarbeit, eine pädagogische Dauerbetreuung sicherzustellen, sondern vielmehr soll eine fachliche Zuarbeit und Beratung der ansonsten eingenständigen in Selbstorganisation arbeitenden Jugendklubs erfolgen. Der Bedarf dieser Zuarbeit ist allerdings in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es kann nicht mehr eine so hohe Erwartung an die Selbstorganisation gestellt werden, wie dies noch vor zehn Jahren der Fall war.
Weitere Aufgabe der kommunalen Jugendarbeit ist es, den Austausch solcher Jugendklubs in der Region zu fördern und diese miteinander zu vernetzen.
Wichtig für ein Funktionieren von
kommunaler Jugendarbeit ist es, daß Jugendklubs als unverzichtbare
lokale Einrichtung auch öffentlich anerkannt werden. Für diese
Akzeptanz zu sorgen, ist eins der wichtigsten Ziele kommunaler Jugendarbeit.
3.2. Hilfe zur Lebensbewältigung
Kommunale Jugendarbeit muß Jugendlichen
Hilfen zur Lebensbewältigung geben. Jugendliche sollen individuell
wie kollektiv Hilfen erhalten bei der Bewältigung von Familien- und
Beziehungskonflikten, bei schulischen und beruflichen Fragen. Bei persönlichen
Krisen (Alkohol, Drogen, Kriminalität etc.) soll eine Weitervermittlung
erfolgen. Eine bessere Vernetzung mit bestehenden Beratungsdiensten ist
anzustreben.
3.3 Kulturelles Anregungsmilieu
Kommunale Jugendarbeit hat ein Anregungsmilieu bereitzustellen, um von und mit Jugendlichen geschaffene lokale und regionale Jugendkultur zu fördern und zu entwickeln:
1. Jugendkulturelle Neuerungen (in allen Richtungen von Musik, Mode etc.) müssen erprobt und genossen werden können.
2. Jugendliche müssen die Möglichkeit erhalten, eigenen kulturellen Ausdruck zu suchen und vor allem auch zu entwickeln.
3. Erweiterte kulturelle Fähigkeiten müssen entdeckt, erworben und angewendet werden.
4. Eine (spielerisch) bewußtere Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensumwelt muß stattfinden.
5. Träume für das Leben in der
Region sollen zusammengetragen und dargestellt werden können.
Um das geforderte Anregungsmilieu zu entwickeln,
sind verschiedene praktische Ansätze denkbar (siehe 5.2.2.).
4) Strukturen kommunaler
Jugendarbeit
Das Konzept 2001 ist gewissermaßen
ein "Mischkonzept". Hierbei fließen zentrale und dezentrale Elemente
ineinander über:
4.1. Dezentrale Elemente
Es sind dezentral angeordnete Jugendtreffs
zu schaffen, die den obigen Anforderungsprofilen entsprechen. Diese Räume
sind in den Stadtteilen dezentral einzurichten. In der Kernstadt sind sie
als "dezentrales Modul" Bestandteil des Jugendzentrums. Die in den Räumen
arbeitenden Jugendklubs werden von MitarbeiterInnen der kommunalen Jugendarbeit
beraten und begleitet.
4.2 Zentrale Elemente
Ein Jugendzentrum wird eingerichtet als
eine "kulturelle Kontakt- und Projektstelle", welche in Verbindung mit
den dezentral angelegten Jugendklubs das geforderte kulturelle Anregungsmilieu
bereitstellt. Zudem werden im Jugendzentrum zentrale Beratungsdienste eingerichtet.
4.3 Rechtliche Voraussetzung:
Nach den Reglungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes
(KJHG) sind jungen Menschen die zur Förderung ihrer Entwicklungerforderlichen
Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an
den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt
und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zur
gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialen Engagement anregen und
hinführen (§ 11 KJHG).
5) Jugendkulturzentrum
- ein zentrales Angebot kommunaler Jugendarbeit
5.1 Funktionsbereiche
5.1.1. Kulturelle Kontakt- und Projektstelle
In erster Linie ist das Jugendkulturzentraum eine "kulturelle Kontakt- und Projektstelle". Es ist vordringlichste Aufgabe dieser Funktion, einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Jugend entsprechende "Hardware" als "Dienstleistung" zur Verfügung zu stellen. In einem Jugendzentrum (was dann logischerweise jetzt auch schon Jugendkulturzentrum heißt) stehen alle solche Funktionsräume zur Verfügung, die in den dezentralen Jugendtreffs/-klubs keinen Platz hätten und dort auch nicht zu finanzieren wären. Beispielsweise müßten Möglichkeiten zur Verfügung stehen, daß Jugendliche sich darstellen können, ihre eigene Kultur vertreten und entwickeln und im demokratischen Sinne an der Öffentlichkeit teilnehmen können.
Während die dezentralen Jugendtreffs und Klubs eher eine Art "Inseldasein" haben, stellt das Jugendzentraum ein sinnvolles Komplementär hierzu dar.
Die Funktion eines Jugendkulturzentrums könnte auch dahin gehend erweitert werden, daß solche Einrichtungen nicht nur für Jugendliche geschaffen werden, sondern sich junge Erwachsene, Erwachsene und Initiativgruppen ebenso beteiligen.
Die Funktion der kulturellen Kontakt- und
Projektstelle wird selbstverständlich auch von Vereinen und Verbänden
nutzbar sein.
5.1.2. Zentraler Veranstaltungsort und "offene Schiene"
Eine weitere Funktion des Jugendzentrums
besteht darin, Möglichkeiten bereitzustellen, zentrale Veranstaltungen
von den sonst dezentral organisierten Jugendgruppen und -Klubs durchführen
zu können. Ebenso können Vereine und Verbände diese Funktion
nutzen. Eine "offene Schiene" wird durch die zeitweise Öffnung des
Cafes entwickelt.
5.1.3. Zielgruppenorientierte Funktionen
Ein dritter Funktionsbereich des Jugendkulturzentrums dient dazu, Angebote für spezielle Altersgruppen wie z. B. Kinder und Teenies durch die MitarbeiterInnern der kommunalen Jugendarbeit bereitzustellen.
Im Rahmen dieser Funktion werden auch die
in den Ferien stattfindenden Ferienspiele und Freizeiten in die Aktivitäten
des Jugenkulturzentrums eingebunden.
5.1.4. Raumvergabe (dezentrales Modul)
Vereinsgebundene Jugendgruppen sowie andere
Jugendinitiativen brauchen Räume, um ihre Projekte eigenständig
oder betreut durchzuführen. So fehlen in Kirchhain dringendst Proberäume
für Rockgruppen. Aber auch andere Jugendgruppen würden gerne
für bestimmte Zeiträume einen festen Raum zugewiesen bekommen.
In der Kernstadt sollen die dezentralen Jugendtreffs/-Klubs als "dezentrales
Modul" im JUKUZ einen Standort finden.
5.1.5. Beratungsdienste
Die Jugendförderung hat bereits ihr
Organisationsbüro und teilweise auch ihre Logistik im JUKUZ untergebracht.
Hiervon ausgehend finden die vielfältigsten Beratungssituationen statt.
5.1.6 Projektschwerpunkte
Die Jugendförderung entwickelt im
oben aufgeführten "institutionellen Rahmen" des Jugendkulturzentrums
konkrete Projekte.
5.2 Angebotsstruktur des Jugendkulturzentrums
5.2.1. Gruppenstruktur
Bei der Entwicklung von Angeboten in den
Funktionsbereichen muß von unterschiedlich anzutreffenden Gruppenstrukturen
ausgegangen werden; diese haben auch einen verschieden hohen Betreuungsbedarf:
1. Informelle Gruppen ohne zielgerichtete Tätigkeit (offene Gruppen, Cafebetrieb)
2. Informelle Gruppen mit zielgerichteter Tätigkeit (Projektgruppen)
3. Formelle Gruppen ohne zielgerichtete Tätigkeit (Jugendklubs)
4. Formelle Gruppen mit zielgerichteter
Tätigkeit (Vereinsjugendgruppen, fest organisierte Gruppen).
1. Informelle Gruppen ohne zielgerichtete Tätigkeit
Informelle Gruppen entstehen aufgrund eines
offenen Angebotes. Das offene Angebot wird im Jugendkulturzentrum auf den
Betrieb eines Cafes beschränkt. Auch wenn zentrale offene Angebote
durchgeführt werden wie beispielsweise Diskothek, Film und Theaterveranstaltungen,
dürfen solche informelle Gruppen durch das Jugendzentrum angesprochen
werden. Der Übergang zu den im nächsten Abschnitt geschilderten
Projektgruppen ist allerdings fließend.
2. Informelle Gruppen mit zielgerichteter Tätigkeit
Viele Jugendliche sind nur Adressaten für
offene Veranstaltungen aller Art, mit denen kein dauerhaftes Engagement
verbunden ist (z.B. Projektgruppen, Kurse, Seminare, technische, musische
und kulturelle und sportliche Tätigkeiten usw.). Für solche Aktivitäten
werden Räume benötigt, deren Ausstattung den (ziemlich hochgerückten)
Erwartungen von Jugendlichen entspricht, und fexibel den Bedürfnissen
der jeweiligen Gruppe angepaßt werden können.
3. Formelle Gruppen ohne zielgerichtete Tätigkeit
Dies sind Jugendklubs, die eine weitgehend
kohärente Form aufweisen, aber nur selten spezielle Ziele verfolgen.
Geselligkeit und Zusammensein, das "Abhängen" sind die zentralen Momente.
Gegenüber früher müssen selbstorganisierte Formen erst erlernt
werden; daher ist der Beratungs- und Begleitungsaufwand relativ hoch.
4. Formelle Gruppen mit zielgerichteter Tätigkeit
Zahlreiche Jugendliche sind in dauerhaften,
geschlossenen Gruppen mit formeller Mitgliedschaft, z. B. in Jugendvereinen
oder Jugendgruppen von Vereinen etc. aktiv. Solche Gruppen wissen ihre
Interessen selbständig zu vertreten. Sie sind zumeist in irgendeiner
Form einer Erwachsenenorganisation angebunden. In der Regel sind solche
Gruppen in der Lage, Räume im Jugendkulturzentrum selbständig
zu nutzen (eigene Räume oder nach Mehrfachbelegungsplan).
5.2.2. Angebotsmöglichkeiten
Im folgenden sollen beispielhaft
einige Angebotsmöglichkeiten aufgezählt werden. Zu beachten ist
hierbei, daß die zuvor geschilderte Gruppenstruktur (siehe 5.2.1.)
jeweils unterschiedlich zu berücksichtigen ist.
1. Kulturelle Kontakt- und Projektstelle
- Aktive Medienarbeit:
- Internetcafe
- Video
- Diaaudiovision
- Radio
- Produktherstellung für offenen Kanal
- kreative Arbeit mit Computern
- Plakatdruckerei
- Zeitungsherstellung
- sportliche Aktivitäten
- Kultur- und Theaterarbeit
- kreative Bastelarbeiten
-plastisches Gestalten
- Tanzen
- Projekte in Zusammenarbeit mit dem Jugenbildungswerk zur politischen, kulturellen und sozialen Bildung
-Austausch von Musikgruppen (der verschiedensten
Richtungen) z. B. Einrichtung eines Jugendmusikrates, Nutzung von "hardware"
2. Zentraler Veranstaltungsort und "offene Schiene"
- Medienangebote (Film, Video, Fotoausstellungen etc.
- Diskussionsforum
- Musikkonzerte mit Jugendmusikgruppen
- Jugenddisco
- Jugendtheaterveranstaltungen
- Pantomime
- Cafe-Betrieb als "offene Schiene"
- internetcafe
3. Angebote für Kinder und Teenis, Mädchen
- Regelmäßige gruppenorientierte Angebote
- Kinderdisco
- spezielle kreative Projekte
- Angebote für ausländische Kinder
und Jugendliche etc.
4. Raumvergabeangebote (dezentrales Modul)
Hier brauchen keine inhaltliche Angebote
gemacht zu werden. Diese werden in der Regel von den Gruppen selbst gestaltet.
Lediglich Räume hierfür müssen zur Verfügung gestellt
werden und nach einem Vergabeplan wechselweise vergeben oder aber fest
auf bestimmte Zeit zugewiesen werden Die Jugendklubs des "dezentralen Moduls"
im JUKUZ brauchen allerdings eine intensive Beratung unf Hilfestellung.
5. Büro/Beratung
- Treffpunkt und Organisationsstelle für alle dezentral eingerichteten Jugendtreffs/-klubs
- Fachbibliothek für Jugendarbeit
- regelmäßige Beratungstermine für Jugendliche
- Beratungsdienste durch andere Beratungsstellen.
5.2.3 Projektschwerpunkte
Die Jugendförderung bietet im JUKUZ
bzw. davon ausgehend Projekte an. Die Projekte werden - je nach Erfordernissen
- unterschiedlich entwickelt. Folgende Handlungsfelder lassen sich schwerpunktmäßig
zusammenfassen:
1. Freizeitpädagogische Arbeit
2. Arbeit mit Kindern
3. Mädchenarbeit
4. Jugendkulturarbeit
5. Cliquenorientierte und mobile Arbeit
6. Gewalt- und suchtvorbeugende Arbeit
7. Medienpädagogische Arbeit
8. Biografische Begleitung und Einzelfallhilfe
9. Partizipative Kinder- und Jugendarbeit
10. Qualifizierende Arbeit (Fortbildung)
11. Sonstige Aktionen.
Die konkrete Ausgestaltung dieser Handlungsfelder
greift auf die instituationellen Voraussetzungen des JUKUZ zu. Sie wird
jährlich neu entwickelt, fortgeschrieben und auf Zielerfüllung
überprüft.
6) Jugendtreffs/-klubs
- ein dezentrales Angebot kommunaler Jugendarbeit
6.1. Funktionsbestimmung
Es sind dezentral angeordnete Jugendtreffs einzurichten. Jugendtreffs/-klubs sollen möglichst selbständig von Jugendlichen betrieben werden. Dabei ist anzustreben, pro Stadtteil mindestens einen Jugendtreff/-klub und in der Kernstadt als "dezentrales Modul" im JUKUZ mehrere kleinere Jugendklubs einzurichten. Diese Räume dürfen keinesfalls mehrfach belegt sein. Sie sind durch den jeweiligen Klub ausgestaltet und genutzt.
Jugendarbeit soll für Jugendliche einen pädagogisch strukturierten "Frei-Raum" anbieten für Selbsterfahrung und soziales Lernen. Die Angebote in den Jugendtreffs sind selbstorganisiert und vor allem nicht zielgerichtet auf ein bestimmtes Produkt wie z. B. eine spezielle sportliche Leistung oder die Ausübung eines bestimmten Hobbies. Die meisten Jugendklubs
setzen eine formale Mitgliedschaft voraus und werden demokratisch strukturiert ( z. B.durch Vorstandswahlen).
Die Besucher eines Jugendklubs organisieren in Zusammenarbeit mit den Pädagogen der kommunalen Jugendarbeit ihren sozialen Erfahrungsspielraum selber. Dabei werden sehr unterschiedliche Formen entwickelt. Anzustreben ist die selbstverantwortliche Regulation mit allen Konsequenzen durch die Jugendlichen. Die Funktion der kommunalen Jugendpflege ist die der Initialisierung und Strukturierung, gegenüber den Jugendlichen nimmt die Jugendpflege eher eine Beraterfunktion ein und leistet - vor allem in Konfliktfällen - Hilfestellungen.
Die dezentralen Jugendräume werden
durch Nutzungsvertrag an die Jugendlichen bzw. an ihre Vertreter vergeben.
6.2 Bedarf
Zur Zeit werden folgende dezentrale Jugendtreffs durch Jugendklubs genutzt:
1. Jugendklub Großseelheim
2. Jugendklub Kleinseelheim
3. Jugendklub Schönbach
4. Jugendklub Niederwald
5. Jugendklub Betziesdorf
6. Jugendklub Anzefahr (erweiterungsbedürftig)
7. Jugendklub Burgholz
8 Jugendklub Emsdorf (Provisorium)
9. Jugendklub Langenstein (Provisorium)
10. Jugendklub Himmelsberg (Provisorium)
11. Jugendklub Stausebach (Provisorium)
In den Stadtteilen ist somit der noch im
Konzept (Stand 1991) festgestellte Bedarf weitgehend erfüllt. In der
Kernstadt hingegen besteht weiterhin Bedarf; dieser soll durch das im JUKUZ
eingebettete "dezentrale Modul" erfüllt werden.
7) Fazit und Zusammenfassung
Kommunale Jugendarbeit hat ein Anforderungsprofil.
Sie muß:
Freiräume im Alltag schaffen Hilfen zur Lebensbewältigung geben ein kulturelles Anregungsmilieu bieten |
Dazu werden zwei Ebenen der strukturellen
Umsetzung geschaffen:
Zentrale Ebene Dezentrale Ebene |
Die zentrale Ebene (Jugendkulturzentrum)
beinhaltet fünf Funktionen:
Kulturelle Kontakt- unf Projektstelle zentraler Veranstaltungsort und Treff zielgruppenorientierte Angebote Raumvergabeangebote (dezentrales Modul) Büro- und Beratungsdienste |
Die dezentrale Ebene bietet Räume
und Strukturen für Jugendtreffs/-klubs zur selbstorganisierten
Nutzung an:
in der Kernstadt als "dezentrales Modul" im JUKUZ in den Stadtteilen als lokale Jugendklubs |